72 Stunden Abenteuer England

Für den diesjährigen Worldcup in der Klasse F3F haben wir uns 3 Internationale Wettbewerbe ausgesucht, Eastbourne-England, Danzig-Polen und Hanstholm-Dänemark.

Am 12.05.2014 ging‘s zum  1. Worldcup-Wettbewerb nach England, morgens um 1:30 Uhr sind Thomas Deinert und ich gestartet, das Auto voll mit neuen Modellen. Thomas setzt bei der Modellwahl auf unsere Eigenkonstruktion Celox und auf zwei Arsen, ich auf Celox und Freestyler 4.3.

Die Fähre nach Dover war für 8 Uhr gebucht und so ging‘s über die Niederlande, Belgien nach Dünkirchen in Frankreich, gegen 6:30 Uhr erreichten wir die Fähre. Da Thomas ein VIP-Ticket gebucht hatte, durften wir als erstes auf die Fähre und nach einer zweistündigen Überfahrt nach Dover auch wieder als erstes runter und dann Linksverkehr. Thomas hat das souverän gemeistert und nach unzähligen Kreisverkehren und teilweise sehr engen und abenteuerlichen Straßen waren wir nach ca. zwei Stunden in Eastbourne am Hadligh Hotel, welches von Veranstalter für die 50 gemeldeten Piloten reserviert worden war. Von außen ganz im Stil der Bäderarchitektur, von innen eher der Charme der 60er Jahre, aber für zwei Nächte sollte es schon gehen, also einchecken, Zimmer beziehen und uns umziehen. Skihose, dicker Pulli, Jacke und Mütze waren angesagt, es waren zwar 16 Grad, aber heftiger Wind mit 20m/s war angesagt, also bestes Wetter zum F3F fliegen.

Wir sind dann zum ausgewiesenen Startplatz an einem Gebirgszug mit dem Namen “Long man” gefahren, dank GPS-Koordinaten war das kein Problem. Jeder mit 2 Modellen und einem Rucksack mit Wasser, Sender, Ballast (je mehr Wind umso schwer macht man die Modelle durch Zuladung von Ballast, bis max. 5 kg) auf zum Startplatz. Nach einem 20min. Marsch auf den Berg trafen wir dann einige anderen Piloten aus England, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich, die schon fleißig am trainieren waren.

Thomas und ich mussten jeder noch ein Modell einfliegen, die erst kurz vor der Abreise fertig geworden waren. Das Wetter war bestens, Sonne, 20m/s Wind und eine tolle Bowl (U-Förmiger Hang) mit scheinbar reichlich Druck. Also Flieger aufbauen, Ballast rein und los geht’s – es stellte sich aber heraus, dass der Hang nicht gerade angestrahlt wurde, so dass die linke Wende hervorragend ging, die rechte eher schlapp war. Das Training am Freitag verlief ohne Probleme und Schäden an den Modellen. Gegen 18 Uhr Rückmarsch und zurück zum Hotel, Akkus laden, duschen und Abendprogramm einläuten. In England gibt es sehr viele indische Restaurants und so wurde zum ersten Mal Indisch gegessen, sehr lecker außer das indische Bier war zum abgewöhnen.

Samstagmorgen 8 Uhr trafen wir uns dann alle zum Frühstück, “Full Breakfast”: Bohnen, Speck, Würstchen, Toast mit Spiegelei – ok, sehr gewöhnungsbedürftig, das Frühstück und ich werden keine Kumpels.

8:30 Uhr war das Briefing im Hotel angesetzt, da es regnete, wird das nächste Briefing auf 11 Uhr am Parkplatz am Long Man angesetzt, gegen 11:30 hörte es auf zu regnen, also alles packen und wieder aufsteigen zum Startplatz, der sich dann mit Sonne und Sturm präsentierte, der Wind hatte zum Vortag nochmal zugelegt und der Windmesser zeigte geschmeidige 23m/s an. Da wir an einem anderen Startplatz waren als beim Training, wurde erst mal das Gelände erkundet und das Wichtigste: wie sieht  die Strecke, der Startplatz und der Landeplatz aus und wie soll man landen. Beim F3F gehen die meisten Modelle beim Landen kaputt und jetzt bei Sturm auf einem Landefeld von 40 m Breite quer zum Hang landen? Aber es ging bei uns wirklich ausgesprochen gut und wir hatten keine Landeschäden.

Und dann ging‘s los. Laut Startliste bekamen wir unsere Startnummer in Leuchtorange, toll passend zu meinen Fliegern, das Design muss stimmen! Thomas  Startnummer 21, ich Startnummer 6.

Da beim F3F der erste Starter gelost wird, fiel das Los auf Nr.5,  na toll damit war ich als 2. dran, konnte mir also vorher keine anderen Piloten und Flugstrategien anschauen.

Also unser Celox mit allem an Ballast was ich hatte, geladen, Gewicht dann ca. 4.3 kg und auf zum Start. Die 10 Strecken und 9 Wenden konnte ich dann mit einer 44 Sekunden abschließen, ok, keine Spitzenzeit aber gar nicht so schlecht für den 1. Durchgang. Thomas setzte den vollgeladenen Arsen ein und hatte leider einen bösen Verwender, (beim F3F muss die Wendemarke überflogen werden, schneidet man vorher muss man zurück), so dass leider nur eine 51 dabei rauskam.

Am Samstag flogen wir 3 Durchgänge, hatten leider eine Stunde Unterbrechung, da oberhalb des Startplatzes ein Wanderunfall passiert war. Der Wind hatte noch weiter zugelegt und der Windmesser zeigte mittlerweil 30 m/s an – der Wettbewerb wurde abgebrochen, laut Regelwerk wird in einem Windfenster von min. 3 m/s bis max. 25m/s geflogen – schade!

Also: Wieder absteigen, Rückfahrt zum Hotel, Akkus  laden, duschen und Abendprogramm einläuten, erst mal ein Giunness, dunkles Bier ohne Schaum aber lecker!

Sonntagmorgen wieder das leckere englische Full Breakfast, Auto laden und auf zum Startplatz. Der erste Start war für 10:30 angesetzt. Da wir unsere Fähre für 18 Uhr falsch geplant hatten, stand fest, dass wir spätestens um 14:30 abfahren müssen, so wurde das Auto auf dem sehr begrenzten Parkplatz so geparkt, dass uns kein anderer zuparken konnte.

Wieder beladen mit 2 Modellen und Gepäck ging‘s hoch zur Startstelle, Modelle aufbauen, Ballast rein, der Wind hatte zwar “nur” noch 18 m/s, aber die Modelle wurden auf max. Gewicht ausgerüstet. Wir sind weitere 3 Runden geflogen, bei uns mit mittlerem Erfolg, den 7. Durchgang mussten wir leider ausfallen lassen und die Null dann als Streichergebnis nehmen.

Es müssen mindesten 4 Runden in einem Wettbewerb geflogen werden, damit er gültig ist, die schlechteste Runde wird gestrichen, so dass 3 in die Wertung einfließen. So konnten wir keine schlechte Zeit streichen.

Gegen 14:15 machten wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz, Autoladen, umziehen war nötig, mit Skiklamotten auf die Fähre ist auch doof.

Die Rückfahrt nach Dover war problemlos, Thomas spulte die Kreisverkehre und schmalen Straßen wie ein Engländer ab und wir waren gegen 16:30 in Dover an der Fähre. Dank VIP-Ticket wieder als erstes auf die Fähre. Da der Wind wieder aufgefrischt hatte war die Überfahrt nach Dünkirchen etwas holpriger aber alles noch ok.

Pünktlich um 9 Uhr abends kamen wir in Dünkirchen an, durch die Stunde Zeitverschiebung dauert die Rückfahrt 3 Stunden, noch 488 km bis nach Hause, um 1:30 Uhr erreichten wir Herzebrock, also genau nach 72 Stunden!!

Es war schon eine Erlebnis und für uns steht fest: Wir kommen wieder. Den Wettbewerb konnten wir mit Platz 32 für Thomas und 26 für mich abschließen, nicht die besten Platzierungen aber wir haben viel gelernt und ich konnte meine persönlich Bestzeit auf 39 Sek. setzen, zwar immer noch 4 Sek. langsamer als der Schnellste in dem Durchgang – aber wir arbeiten daran, versprochen!!

Es zeigt sich, dass unser Projekt Celox keinen Vergleich zu den käuflichen Spitzen Modellen scheuen braucht und die viele Arbeit sich gelohnt hat, jetzt braucht nur der Pilot noch funktionieren!!

Das nächste Mal aber erst eine Fähre um 20 Uhr und den anderen Tag frei!

Klaus Brettner

Aktualisiert: 20. September 2014 — 21:35